von
filofaxi
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06.02.2021, 16:52
Die Verdrehung des von den Römern überlieferten, astrologischen Weltbildes der Chaldäer in sein Gegenteil ist eine infantile Trotzreaktion der selbsternannten neogermanischen Druidenpriester – ähnlich wie die Okkultisten es zu tun belieben, indem sie mangels eigener Symbole die christlichen einfach in ihr Gegenteil verkehren, wobei sie natürlich ihren Sinn verlieren und nur noch Unsinn dabei herauskommt.
Der Versuch, die nordischen Helden-Sagen auf die griechischen zurechtzubrechen oder umgekehrt, musste jedoch schon deswegen scheitern, weil Erstere erst viel später im Mittelalter dokumentiert wurden, und auch eine richtige Kalenderwissenschaft, wie die im Neolithikum, als die Steinkreise entstanden sind, zu der Zeit längst nicht mehr existiert hat.
Bei der Konstruktion des orientalischen Tierkreises fällt jedoch auch einem Laien bereits auf, dass sich dort die weiblichen und männlichen Zeichen abwechseln, sodass in dem Falle, wo der Tierkreis mit dem vom männlichen Mars beherrschten Widder beginnt, der Krebs nur von der weiblichen Luna beherrscht werden kann, und der nachfolgende Löwe nur vom männlichen Sol.
Wieso es zu der Verwechslung bei der Übersetzung ins Germanische kam, bei der die weibliche Kuh zum männlichen Stier wurde, mag an der anderslautenden Gattungsbezeichnung liegen, die bis auf die Jungfrau und die Waage alle männlichen Geschlechts sind.
Der Sinn der ursprünglichen Aufteilung in 6 Planetenpaare mit jeweils einem männlichen und einem weiblichen Geschlecht lag hingegen darin, immer beide Seiten einer Medaille zu kennzeichnen, wobei Sonne und Mond zu ein- und demselben Prinzip gehören.
Das gegenüberliegende saturnische Prinzip hat im Steinbock einen weiblichen Charakter und im Wassermann einen männlichen, und repräsentiert bekanntlich das Alter, während Sonne und Mond genealogisch das Gegenteil symbolisieren – nämlich die Kindheit.
Da die Eltern ihrer Kinder jedoch auch ihrerseits die Kinder ihrer Eltern sind, sind beide Prinzipien bedeutungsmäßig doppelt belegt, nämlich das saturnische mit Eltern und Großeltern und das Sonne/Mondprinzip mit Kindern und Eltern.
Eine ähnliche Doppelbedeutung bekommen auch die mars- und venusbeherrschten Zeichen für die Sexualpartnerschaft, die gleichzeitig genealogisch auch für die Geschwister in einer Familie gilt, sodass die Venus folgerichtig das Symbol für die eigene Schönheit als Partnerin und als in etwa gleichaltrige Schwester steht, während der Mars die eigene Stärke als Partner und als ungefähr gleichaltriger Bruder repräsentiert.
Die genealogische Zuordnung des merkurbeherrschten Zwillings und der Jungfrau als den Bereich der männlichen und weiblichen Geschwister und des gegenüberliegenden jupiterbeherrschten Schützen und Fisch als den der Tanten und Onkels macht hingegen bei Merkur gar keinen Sinn, weil der als allgemein geschlechtslos gilt, obwohl bei der Beurteilung des Verhältnisses zwischen Geschwistern das Geschlecht schon eine große Rolle spielt.
Und der Trick, bei nicht übereinstimmenden Beziehungen zwischen den Menschen in der Realität und in ihren Horoskopen einfach die sekundärprogressive Bewegungen der Planeten nach der Geburt anzunehmen, und einen Tag einem Jahr gleichzusetzen, würde bedeuten, dass sich die Beziehungen zwischen ihnen ständig ändert, sodass gar keine eindeutige Aussage mehr gemacht werden kann, was wohl auch der Sinn dieses Täuschungsmanövers ist.
Dadurch, dass die Berechnungen der Planetenkonstellationen heute blitzschnell mit dem Computer erstellt werden können, kann man jedoch auch genauso schnell nachweisen, dass sie mit den realen Ereignissen Garnichts zu tun haben, was früher nicht möglich war, als sich die Astrologen noch hinter ihren Ephemeriden verstecken und so tun konnten, als könnten sie in die Zukunft schauen, in der genau das passieren wird, was sie sich gerade vorstellen.