Das bewährte Schutzprogramm Emotionen wurde in der Evolution erwachsen. Das Erfassen seiner Körperreaktionen im neu entwickelten Bewusstsein - erfühlt, was ist los = Gefühle -, ermächtigte den Verstand zur Feinsteuerung. Denn nur im Bewusstsein sind Überlegungen mit Verstand möglich. Das Schutzprogramm konnte sich mit Denken, Überlegungen anpassen. Jetzt wurde gelernt, dass man nicht jedem (Papier-)Tiger, Adlerattrappe, davonzulaufen hatte. Die Instinktreaktion musste nicht mehr automatisch ablaufen. Ein Küken im Nest weiß nicht, was Adler sind. Es reagiert aber sofort mit Entsetzen und versteckt den Kopf, wenn Objekte mit weitgespannten Flügeln es mit einer gewissen Geschwindigkeit überfliegen. Die Amygdala hat ganze Arbeit geleistet. Doch alles ohne Vernunft und Überlegung. Trotzdem "wusste" das Küken mit angeborenem A-priori-Wissen, das kann gefährlich sein, kann!
Das neu geschaffene Bewusstsein ermöglicht erweiterte Schutzstrategien:
Anpassungsfähigkeit, das war das gnadenlose Erfolgsprogramm des Homo sapiens. Die Welt gehört ihm bis in jeden Erdenwinkel. 1950 gab es zwei Milliarden Menschen, jetzt sind es 7,6 Milliarden. Aber Achtung, in jedem Einzelnen läuft treu und brav das Erstprogramm der Emotionen als Basisreaktion weiter. Sozusagen das Podest – Untergrund - der Bühne für den Arbeitsspeicher des Bewusstseins mit seinem „phänomenalen Selbstmodell“, oder einfacher gesagt, seinem „Ich“. Und ohne Bühne keine Vorstellung im Bewusstsein.
Doch mit dem ersten Schritt der Meditation haben wir gelernt, als Zuschauer die Brille zu putzen, das Fernrohr scharf einzustellen. In der Achtsamkeit ist der Spiegel unverzerrt. Und nicht nur das, wir erlauben uns den zweiten Schritt, wir führen Regie. Wir bestimmen das Geschehen im begrenzten Arbeitsspeicher = Flaschenhals des Bewusstseins. Die Schauspieler = Gedanken mit ihren angehängten Emotionen werden jetzt von uns aufgerufen.
Die Geschichten, die dann erzählt werden, sind allerdings sehr unterschiedlich, etwas nach Bedarf. Die tibetischen Mönche „verkleiden“ alles mit Liebe und Empathie. Mystiker nach Meister Eckhart spüren Gott in sich. Die Anhänger des Gewahrseins haben gefühlmäßig alles von der Bühne verjagt und behaupten, sie sehen das Nichts. Dabei berichtet ihr "Ich" - ein sehr bewusstes Kerlchen, dass sie den Eindruck haben = Gefühl, keiner da, die Bühne aber doch.
Es wurde ja auch versprochen: Die Rocky Horror Pictures Show.. Was für eine Vielfalt bei 7,6 Milliarden Gehirnen. Nur mal als fantastische Überlegung, jetzt tritt auch noch die "Ich-Illusion" dazu. Doch es dämmert der Eindruck, das unbewusste Schutzprogramm wollte die bewährten lebenswichtigen Kontrollen behalten. "Ich" darf zwar auch mitreden, aber niemals ohne Mama, sie ruft mit dem Bereitschaftspotential: "Junge, höre auf deine erfahrene Mutter = Schutzprogramm."
Felix