von
Schneeweiss1256
»
24.04.2020, 8:54
@Kultii:
ich finde es keine Schande, wenn die Chemie nicht in Deinen Kopf wollte. Ich denke auch, es kommt immer darauf an, wie sie vermittelt wird. Wenn das sehr trocken passiert, bleibt sehr schlecht was hängen.
Für die Tenside muss ich selbst noch etwas recherchieren..... deswegen dauert es etwas...... aber ist in Arbeit....
Ich hab mir aber überlegt, dass ich Euch vielleicht so zwischendurch mal den einen oder anderen Schwang aus meiner Lehrzeit erzählen könnte…..
Danach ist „leider“ nicht mehr sooooo viel daneben gegangen, so dass es Schwangs aus meinem Arbeitsleben eigentlich nicht mehr gibt. Aber vielleicht fällt mir ja auch da noch das eine oder andere wieder ein.
Ich will mal anfangen mit der Extraktion aus Feststoffen.
Ich hab einen Betrieb gelernt, in dem wir, unter anderem, aus natürlichen pflanzlichen Materialien Farbstoffe für Lebensmittel hergestellt haben. Und ich hatte den Auftrag…. Lehrling im 2. Lehrjahr ….. aus einer Blumensorte jeglichen Farbstoff zu extrahieren, den diese Pflanzenart enthält….. und dann festzustellen, wie viel das ist, prozentual.
Also frisch ans Werk, Blumen eingewogen und zerkleinert, ab in das Extraktionsgerät, Lösungsmittel in den Rundkolben…… und der wird noch wichtig bei meiner Geschichte…..

..... und angesetzt.
Ich habe dann 4 Wochen kontinuierlich 24 Stunden lang extrahiert und immer noch löste sich etwas Farbe. Habe zwischendurch immer mal wieder das Lösungsmittel gegen frisches ausgetauscht, weil ich den Eindruck hatte, dass das, was ich da benutzt hatte, keine Farbe mehr aufnehmen konnte.
Und es war dann mal wieder so weit, das Lösungsmittel zu wechseln. Dazu muss ich noch sagen, dass es eine öllösliche Farbe war, und das Lösungsmittel da dann Aceton sein musste, weil sich sonst nichts löst..... oder auch ein anderes. Aber Aceton bietet sich da an, weil es noch am ungiftigsten ist, von allen, die man dafür nutzen könnte.
Ich, wie ich halt so bin, und das hat sich eigentlich bis heute nicht geändert….. ab und zu ein bisschen ungeduldig….. habe also die Apparatur auseinander gebaut, der Rundkolben, der ja keinen Boden hat, auf dem er stehen kann, in einen Korkring gesetzt und die Soxletextraktionsapparatur oben drauf gelassen…. …. hätte ja auch etwas verloren gehen können, wenn man sie hinlegt…. und drei Hände, um sie auch noch festzuhalten, sind mir bis heute nicht gewachsen…… alles schööööön austariert, damit der Turm auch ja stehen bleibt, und hab dann den neuen Kolben mit Lösungsmittel befühlt.
Und als ich so schön beim Befüllen des neuen Kolbens war……. ….. verabschiedete sich mein Turm, fiel auf den Boden und färbte meine Füße gelb…… RICHTIG gelb……

…… und 4 Wochen Arbeit waren dahin.
Es war Sommer…… und da die Farbe weder wasserlöslich war, noch mit Seife weg zu waschen war, hab ich dann für ca. zwei Wochen Kniestrümpfe über meine leuchtend gelben Füße gezogen…..
Kniestrümpfe sehen übrigens bei Weitem besser aus, als leuchtend gelbe Füße……

.... auch wenn ich Kniestrümpfe noch nie mochte, sie aber in dem Fall dann halt auch blickdicht sein mussten und es eben auch waren…..
Kaffee oder auch Tee kochen ist die Extraktion, die wir alltäglich im Haushalt machen. Die Form von Extraktion, um die es hier geht, etwas aus einem Feststoff zu lösen.
Und hier noch ein keines Filmchen das erklärt, wie eine Soxletaparatur aussieht und wie sie funktioniert…… und zeigen kann, warum mein Turmbau ohne Halterung am Soxlet und ohne einen festgeklammerten Kühler obendrauf nicht gut gehen konnte…..
https://www.youtube.com/watch?v=8djErDeN7cQMan zahlt halt manchmal Lehrgeld ….. auch mit leuchtend gelben Füßen ….. und noch mal 4 Wochen Arbeit…..

Denn normalerweise stellt man sich den schon befüllten neuen Kolben daneben, um dann einhändig die Kolben zu wechseln, damit man die Apparatur nicht ablegen muss. Aber das wusste ich halt danach……