von
filofaxi
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19.08.2020, 15:45
Dass die Moral in einer sozialen Gruppe, die nicht einmal machtpolitisch als „Nation“ definiert sein muss, sondern auch - konfessionell bedingt - länderübergreifend existieren kann, führt zu der klerikal beherrschten Religionsgemeinschaft, in der von den Oberpriestern bestimmt wird, was die Gemeindemitglieder für Moralvorstellungen haben müssen, um innerhalb dieser Gemeinschaft akzeptiert zu werden.
Dabei ist es speziell im kleinen, überschaubaren Rahmen so gut wie unmöglich für den Einzelnen, sich dem „Diktat der Priester durch Gehirnwäsche“ zu entziehen, sofern er sich nicht zwangsintegrieren lassen will, aber dennoch nicht die Macht besitzt, einen eigenen Verein zu gründen, in dem andere Gesetze gelten, wobei bereits der Wechsel der Konfession immer schon den Beigeschmack von Untreue (fälschl. auch Verrat genannt) gegenüber der Gemeinschaft hat, der man vorher angehörte.
Ein Anführer dieser Gruppen, wie etwa Moses oder Mohammed, die sich auch als Religionsführer betätigten, indem sie bei der Staatsgründung „ihrem Volk“ als dessen Herrscher die nötige Gesetzesgrundlage verpassten, an die sich ihre Untertanen zu halten hatten, wenn sie nicht bestraft werden wollten, ließ sich also als obersten Gesetzgeber und die personifizierte Güte verehren (vergöttern) und war gleichzeitig als willkürlicher Richter gefürchtet, der nach Belieben Gnade vor Recht ergehen lassen konnte, oder auch nicht, wenn man seine Gesetze nicht anerkannte.
Der Fetisch, welcher sein Konterfei abbildete, und den seine Anhänger im Rahmen von regelmäßigen Kulten anbeten (verherrlichen) mussten, um sein Wohlwollen zu erringen, obwohl er schon längst gestorben war, sodass seine Söhne (Nachfolger) in seinem Namen über das Volk herrschten, wurde dann irgendwann durch den spiritistischen Mythos ersetzt, dass die personifizierte Güte, die er angeblich repräsentierte, eine Art körperloses Gespenst sei, welches die Macht hat, auch noch nach seinem Tode allgegenwärtig zu sein, und als „big brother“ des Altertums jeden Verstoß gegen die (für Alle als gut geltenden) Gesetze als „Ungehorsam gegenüber einem unsichtbaren Gesetzgeber im Himmel“ zu bestrafen.
Als Verkörperung der für Alle (nämlich für das von ihnen beherrschte und gleichzeitig repräsentierte Volk) gültigen Moralvorstellungen entschieden die Priesterkönige, was gut für das Volk war, und was gut für sie selber war, sodass es zwangsläufig zu einer Doppelmoral kam.
In Staats- oder Gemeinschaftsformen, die diktatorisch geführt werden, legitimieren daher die Anführer ihre Sonderstellung nicht nur als Richter, die nach dem gültigen Gesetz dazu berechtigt sind, Menschen zu schädigen, welche andere Menschen zu deren Nachteil geschädigt haben, OHNE selber dabei geschädigt worden zu sein, sondern maßen sich auch als Gesetzgeber Sonderrechte an, die es ihnen gestattet, die ihnen Ausgelieferten (und nicht nur Anvertrauten) selber zu deren Nachteil zu schädigen, was zwar dem Grundsatz jeder gesunden Moralvorstellung im Volke widerspricht, aber dennoch als gerecht im Sinne von „vereinbar mit dem gültigen Gesetz“ gilt, und was einen Rechts-Staat, wo das als richtig gilt, was gemeinnützig ist, automatisch zum Unrechtsstaat macht, in dem das gilt, was „der Herr“ seinem Volke befiehlt.
Sieht man sich also die Herrscher der Völker an, welche die dort gültige Moral verkörpern, kann man unschwer auf die Einstellung Derer schließen, die dort ebenfalls eine Machtposition bekleiden und tatsächlich der Meinung sind, dass ihr Machtmissbrauch gegenüber Schwächeren auch im Einklang mit dem stünde, was als sozial angemessen und damit „recht“ im Sinne von „richtig“ sei, OHNE dass sie dabei nachts im Geringsten ein schlechtes Gewissen quält, oder dass sie dafür der Blitz Jupiters ausgerechnet an dem Örtchen trifft, wo sie sich am sichersten vor ihm wähnen, wie es sich ihre Gegner von ihm vergeblich jeden Tag aufs Neue wünschen.
In Gemeinschaften, wo keine Monarchie (Ordnung eines Monarchen) oder Autokratie (Alleinherrschaft) existiert, sondern Oligarchie (Ordnung von Oligarchen) oder Aristokratie (Herrschaft von Adeligen) bzw. Demokratie (Herrschaft durch vom Volk gewählten Parteien und deren selbstgewählte Anführer, die sich Demokraten nennen), sind die der jeweiligen Herrschaftsform zugrundeliegenden Machtstrukturen etwas schwieriger zu durchschauen, und damit auch die Interessengruppen und Allianzen nicht so leicht voneinander zu unterscheiden, sofern man nicht über eine besondere (esoterische) Ausbildung verfügt, die noch bis vor Kurzem nur den Söhnen der Herrschenden vorbehalten war, und wo man ihnen die Doppelmoral quasi als Rüstzeug für die Zukunft mit in die Wiege legte.
Die Freiheit, dennoch seinem gesunden Rechtsempfinden gegen die Heuchelei des herrschenden Klerus, der Kapitaleigner oder der hochrangigen Offizieren des Militärs, deren Oberhaupt früher auch der König war, öffentlich Ausdruck zu verleihen, stand und steht auch heute Niemandem zu, ohne dass er deshalb gesetzliche Konsequenzen fürchten muss, sobald dies die Macht der Herrschenden in Frage zu stellen droht.
Mittlerweile sind in einer kurzlebigen Zeit wie dieser die „Proklamationen von heute“ morgen jedoch schon „Schnee von gestern“, sodass im allgemeinen Grundrauschen des Internets und der Medien der Ruf eines Mahners in der Wüste noch viel schneller und unbeachteter verhallt, als es früher der Fall war, wo man sich noch die Mühe machte, jeden einzelnen Eiferer zur vergeblichen Abschreckung von Nachahmern auf besonders widerliche Weise öffentlich hinzurichten, um die eigene Macht zu demonstrieren - selbst auf die Gefahr hin, ihn dabei zum Märtyrer zu machen, auf den sich später seine Anhänger berufen können, um eine neue Befreiungsreligion, wie etwa die des Christentums, zu proklamieren.
Heute reicht es, Denjenigen, der auf das gemeinsame Handeln von miteinander Verschworenen hinweist, wie es in jeder politischen Partei der Fall ist, einfach als Aluhutträger zu beschimpfen und als Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen, was ja völlig wertfrei ist, und auch nicht verboten, solange er sich nicht selber zusammen mit anderen Widerständlern an einer Verschwörung gegen die Herrschenden beteiligt, die zum Ziel hat, gegen die demokratischen Regeln der Mehrheitsbeschaffung an die Macht und damit an die Alleinherrschaft zu gelangen.
Dies nur zum Zusammenhang von Moral und Politik, bei der es vor Allem um die Unmoral der Schein - oder Doppelmoral geht, derer sich schon immer die scheinheiligen Heilsbringer befleißigt haben, um ihr „Streben nach eigenem Wohl zu Lasten des Gemeinwohls“ damit zu rechtfertigen, dass sie ja „nur das Beste“ wollen.