von
filofaxi
»
05.09.2020, 17:23
https://www.getabstract.com/de/zusammen ... ratie/3995Ich finde den Hinweis von barbera auf die Kapitalismuskritik von Josef A. Schumpeter sehr interessant – nicht, weil die sich gar nicht so sehr von der Theorie des Karl Marx unterscheidet, wie er selber vielleicht meinen mochte, sodass er mit seinen Büchern auch nicht so bekannt wurde, wie der Verfasser des „Kapitals“ - , sondern weil sich die Frage nach sozialistischer (bzw. kommunistischer) oder kapitalistischer Marktwirtschaft sowohl innerhalb einer demokratisch organisierten Gesellschaft (mit Parteienherrschaft) als auch in einer autokratisch organisierten Gesellschaft (mit Alleinherrscher) stellt, wie man es heutzutage in den unterschiedlichen, bislang verwirklichten Systemen sehen kann, während man zu Karl Marx Zeiten nur darüber spekulieren konnte.
Dass sowohl die sozialdemokratische Weimarer Republik an wirtschaftlichem Missmanagement durch Kapitalisten scheiterte, wie auch die sozialistische Parteidiktatur in der DDR – was nicht etwa an der Faulheit einer plötzlich dekadent gewordenen, arbeitenden Bevölkerung lag, der es ca. 7 Jahre nach den Kriegen jeweils wieder besser ging, als davor – ist natürlich noch kein Beweis dafür, dass eine soziale Marktwirtschaft ohne Kapitalisten nicht auch möglich gewesen wäre, wenn es entsprechende Kontrollmechanismen gegeben hätte, um die Machtübernahme von kapitalistischen, sowie scheinsozialistischen Diktatoren zu verhindern.
Die gewinnen jedoch auch innerhalb von demokratischen Systemen immer wieder enormen Zulauf aus der Bevölkerung, sobald sich eine wirtschaftliche Krise durch Missmanagement anbahnt, weil die Ursache dem System zugeschrieben wird, durch dessen Abschaffung die zukünftigen Dikatoren dem Volk eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage versprechen.
Hier profitieren also die Gewinner der demokratischen Wahl nicht nur immer vom echten Versagen ihrer Vorgänger, sondern vor Allem vom unterstellten, wie es auch schon im Mittelalter der Fall war, wo Priester von der Kanzel aus auf populistische Weise versuchten, den ansonsten verherrlichten und somit populären Regenten als Verursacher zu verunglimpfen und für den Schaden haftbar zu machen, wenn die Pest wütete, oder wenn der Sommersturm die Ernte verhagelte.
Dass sich heute in Corona-Zeiten und der damit verbundenen wirtschaftlichen Krise die Parteiführer und zukünftigen Alleinherrscher für 4 Jahre ganz besonders in Hinblick auf die nächste Wahl gegenseitig mit Dreck bewerfen, um sich nicht nur als das kleine Übel darzustellen, sondern als der zukünftige „Landesvater“ oder die „Mutter der Nation“ die vom Himmel gesandt wurden, um die Durstigen zu tränken und die Hungrigen zu speisen, ist ganz normal, sodass es einer Aufklärung besonders Derer bedarf, die diese Zusammenhänge nicht durchschauen.
Dabei dient ein historisches Studium der Ereignisse nach dem 1. Weltkrieg bis zur Machtergreifung Hitlers als gutes Lehrstück, um vor Allem zu sehen, wie mans nicht machen darf, um nicht wieder in einer Diktatur zu landen. Diese Erfahrungen wurden nach dem 2. Weltkrieg bei der Neugründung der Bundesrepublik in die Verfassung miteinbezogen, was aber nicht heißt, dass diese die vollständige Sicherheit bietet, um nicht dennoch auf ganz legalem Wege ausgehebelt werden zu können, wenns nur um die Mehrheitsbeschaffung geht, um anschließend den Wählerwillen mit Füßen zu treten, indem Parteien miteinander koalieren, die letztlich durch die Ausübung des Fraktionszwanges dann doch 4 Jahre lang auf asoziale Weise demokratisch alleine darüber bestimmen können, was geschieht.
Das ist dann keine Kritik an der sozialistische Scheindemokratie, die gegen die Demokratie gerichtet ist, sondern eine Kritik am demokratischen Scheinsozialismus, wie er von der scheinsozialistischen, ursprünglich demokratisch gewählten Einheitspartei Ostdeutschlands praktiziert wurde, und der gegen das sozialistische oder kommunistische System gerichtet ist, wo nicht diejenige Partei (demos) das Sagen im Staate hat, die nur die Interessen einer Mehrheit vertritt, sondern die Interessen der gesamten sozialen Gemeinschaft (Kommune), was man am einfachsten bewerkstelligen könnte, indem man einen Koalitionszwang zwischen den rechts und links gerichteten Parteien mit gleicher Anzahl von beruflich speziell dazu ausgebildeten Vertretern im Parlament schafft, sodass sich beide immer erst auf einen tragfähigen Kompromiss einigen müssen, bevor sie ihren Arbeitsplatz abends wieder verlassen.
Interessanterweise ist die GroKo als das "Relikt einer früher mal annähernd gleichen Anzahl der Wählerstimmen auf beiden Seiten" ein Hinweis darauf, dass sich unter bestimmten Umständen auch die politische Machtverteilung von selber zugunsten aller Wähler ergibt, was in Amerika niemals möglich wäre, wobei man natürlich die Nichtwähler nicht außen vor lassen darf, um einen realistischen Eindruck davon zu bekommen, woraus der aktuelle Wählerwille gerade besteht, der sich – situationsbedingt – auch schnell wieder ändern kann, und daher lediglich ein Stimmungsbarometer darstellt, ohne dass dabei die soziale Realität und die Notwendigkeit, die tatsächlich existierenden Grundbedürfnisse, wie etwa das nach einer flächendeckenden Sozialversicherung für Alle, zu befriedigen, bereits mit berücksichtigt wird.