Wim Wenders und Ribeiro Salgado:
»Das Salz der Erde«
Ein Film über den brasilianischen Fotografen
Sebastião Salgado (2014)
Trailer auf YouTube:
https://youtu.be/JMR2pf6iAAY
In voller Länge in der ARD Mediathek noch verfügbar bis zum 05.06.2019:
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL25kci5kZS8yNDE1MjQwZC0yMDcxLTRjYWEtOGY2YS02OWFhMjdlN2Y4ZGU/Das%20Salz%20der%20Erde
>>Der Film präsentiert Leben und Arbeit des weltberühmten Fotografen Sebastião Salgado - aus der Sicht zweier Regisseure: der seines Sohnes Juliano Ribeiro Salgado und der von Wim Wenders.<<
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Dieser Dokumentar-Film ist sehr beeindruckend! Er ist schon 2014 erschienen, aber ich habe ihn erst jetzt für mich entdeckt.
Wim Wenders hatte 20 Jahre zuvor ein Schwarz-Weiß-Foto von Salgado in einer Galerie gesehen, das ihn nicht mehr losließ. Er kaufte es, hängte es über seinen Schreibtisch und betrachtet es seitdem jeden Tag:
Es ist die Aufnahme von einem Riesen-Erdloch in Brasilien, in dem Tausende von dreckverschmierten Männern herumwuseln und an den steilen Rändern hoch- und runterklettern, um Sack für Sack die Erde nach draußen zu befördern. Es sind keine Maschinen, nur die Männer zu sehen. Keine Sklaven, obwohl es so anmutet, sondern Glückssucher aus allen Schichten und Altersklassen: Es war die Goldmine Serra Pelada in Pará, die in den 80er-Jahren einen Goldrausch ausgelöst hatte, insbesondere bei den armen Bauern der Umgebung. Jeder hoffte auf einen Schatz in dem Sack, den er gerade mühsamst nach oben brachte, der meist aber nur mit Dreck gefüllt war.
Mit diesem Foto beginnt der Film. Und erzählt dann die Geschichte des Fotografen, den es im Laufe seines Lebens in die entlegendsten Gegenden und in die gefährlichsten Situationen getrieben hat. Trotzdem war er nie ein Sensationsfotograf. Er war oft für humanitäre Zwecke, u.a. für Ärzte ohne Grenzen unterwegs.
Man spürt als Betrachter, wie sehr er sich auf das, was er sah und schließlich mit der Kamera aufnahm, eingelassen hat. Ich habe noch nie solche Bilder gesehen, die aus äußerst bewegenden Momenten entstanden sind und jedes für sich eine ganze Geschichte zu erzählen vermag. Zumal er auch technisch ein Könner ist, der die Möglichkeiten der Schwarz-Weiß-Fotografie für seine Sujets auf eine unnachahmliche Weise perfektioniert und revolutioniert hat.
Zuerst waren es die Menschen, die ihn fesselten und faszinierten - bis er nach Ruanda kam und in die grausamen Auswirkungen des kurz zuvor stattgefundenen Völkermordes geriet. Danach musste er sich eine Weile ganze zurückziehen und hat sich später nur noch auf Landschaften und Tiere einlassen können. Und wieder schaffte er auch damit ein künstlerisch und technisch überragendes Werk!
Zwischendurch berichtet er in diesem Film von einem Projekt der erfolgreichen Wiederaufforstung einer 600 Hektar großen Fläche ehemals gerodeten Regenwaldes und belegt dies eindrucksvoll mit seinen Bildern.
Es war die inzwischen nicht mehr betriebene Familien-Farm in seiner brasilianischen Heimat, auf der er als Kind gelebt hat. Über mehrere Jahre wurden für das Wiederaufforstungs-Projekt 150 bis 200 Pflanzen- und Baumarten (der ursprünglich 400) mühsam in großen Mengen aufgezogen und ausgepflanzt. - Der Blick der Kamera gleitet langsam über die sanften Hügel und belegt, dass nun alles wieder dicht bewachsen ist. Die Salgados haben es gezeigt: Renaturierung ist möglich. Man muss es nur wollen und sich dafür engagieren. Das Gelände ist jetzt ein Naturschutzpark.
Ein wunderbarer Film! Wim Wenders hat mal wieder Qualität der Spitzenklasse abgeliefert. Ich kann diesen Film nur weiter empfehlen.


Sebastião Salgado (2014), Quelle: José Cruz/ABr (Wikimedia Commons)