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Politicial Correctness – Über Sprachentwicklung, Meinungsäußerung und Tabus

Politicial Correctness – Über Sprachentwicklung, Meinungsäußerung und Tabus

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„Man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen!“ – Wer kennt diesen Ausspruch nicht? Political Correctness ist in aller Munde. So heißt der „Mohrenkopf“ nicht mehr „Mohrenkopf“, sondern Schaumkuss. Liest man aus einer alten Pipi Langstrumpf Ausgabe dem Enkelkind etwas von den Abenteuern des „Negerkönigs“ aus Taka Tuka Land vor, in welchem natürlich nur die „Negersprache“ gesprochen wird, so erntet man ein entsetztes Aufkeuchen der Eltern. Seit dem Jahre 2009 heißt der Monarch in Astrid Lindgrens Klassiker nämlich „Südseekönig“ und die Landessprache ist offiziell die „Taka-Tuka-Sprache“. Politisch korrekt eben. Doch was darf man noch sagen, was nicht?

 

Freie Meinungsäußerung vs. Tabus

 

Längst geht es beim Thema „Political Correctness“ nicht mehr nur um eine politisch korrekte Sprache. Gerade in Deutschland kommt es immer wieder zu öffentlich geführten Debatten: Unsere Verfassung sichert jedem Bürger zu, seine Meinung frei in Wort, Schrift und Bild äußern zu dürfen – dennoch gibt es Tabus. Es finden sich unterschiedliche Lager. Die einen sagen, Verbote zur Meinungsäußerung oder gar Zensuren selbiger beschneiden unsere Grundrechte. Statt zur Offenheit werde der Bürger dazu erzogen sich anzupassen, aus Angst vor möglichen Konsequenzen wie zum Beispiel soziale Isolation. Andere Gruppierungen bringen wiederum an, dass Sprache – und damit zum Beispiel auch der Gebrauch bestimmter Begriffe – das Denken bestimme. Deshalb müsse unbedingt gefördert werden, dass Ausdrücke, welche als diskriminierend interpretiert werden könnten, vermieden und aus unserem Wortschatz gestrichen werden.

 

Antidiskriminierung im Gender-Bereich

 

Die Diskussion rund um politische Korrektheit – oder auch Inkorrektheit – erstreckt sich auch auf Bereiche fernab von eventuellen nationalen Vorurteilen. Denken wir nur einmal an das Thema Gender. So achten zum Beispiel Handelsketten mehr und mehr darauf, nicht nur Ihre Kunden, sondern ebenfalls die Kundinnen anzusprechen. Auch Ärzte bleiben von dieser Thematik nicht unberührt, finden es doch viele Patientinnen unpassend, wenn auf Aushängen und ähnlichem nur von Patienten die Rede ist. Großes Aufsehen erregte zudem die Debatte rund um die gendergerechte Toilette. Herkömmliche Toiletten werden nach dem benutzenden Geschlecht „männlich“ und „weiblich“ unterteilt. Für die meisten Menschen ist es zwar nicht schwer, sich für eine der beiden Varianten zu entscheiden, doch es gibt auch Personen, für die dies nicht so eindeutig oder gar unmöglich ist. So wurde eine „gendergerechte Toilette“ ins Leben gerufen. Diese unterscheidet nicht mehr nach Geschlechtern. Stattdessen werden die Toilettenboxen mit ihren Eigenschaften beschriftet, beispielsweise ob ein Pissoir vorhanden ist und ob sie barrierefrei sind oder nicht.

 

Was sage ich, was lieber nicht, wie sage ich es? - Eine Gratwanderung

 

Festzustellen bleibt als Fazit: Es ist und bleibt ein schwieriges Feld mit vielen Meinungen. Wir alle begegnen immer wieder Unsicherheiten und Fallstricken, denn schließlich wollen wir niemanden persönlich angreifen oder „auf den Schlips treten“. Dieser Grat ist oftmals extrem schmal. Jeder ist hier persönlich gefragt, sich und seinen Sprachgebrauch zu hinterfragen und zu prüfen. Man kann hier keine allgemein gültigen Regeln aufstellen, was generell erlaubt ist, was nicht, denn oftmals kommt es sehr stark auf den Kommunikationszusammenhang wie auch auf den Gesprächspartner an. Ein Wörterbuch definiert „politisch korrekter Sprachgebrauch“ wie folgt: „Sprache, die politisch korrekt ist, das heißt versucht, am wenigsten beleidigend gegenüber anderen zu sein.“ Und sein Gegenüber nicht beleideigen zu wollen ist doch auf jeden Fall immer ein guter Ansatz!

 

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung zum Thema, die Sie uns über die Kommentarfunktion gerne mitteilen können.

 

 

 

Foto: © Argus/fotolia.de

 

Redaktion, 11.05.2017