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Die Zeitumstellung und unsere Innere Uhr

Die Zeitumstellung und unsere Innere Uhr

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Am 31. Oktober 2021 ist es erneut so weit: Um 3 Uhr am Sonntag wird die Zeit um eine Stunde zurückgestellt. Damit erfolgt der halbjährliche Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit. Im Jahr 2019 hat die EU beschlossen, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird. Wann die Änderung in die Tat umgesetzt wird, ist noch unklar. Dabei stellt sich die Frage: Ist eine permanente Sommer- oder Winterzeit überhaupt gesünder, oder ist der halbjährliche Wechsel die richtige Variante.

 

 

Geschichte der Zeitumstellung

 

Die Zeitumstellung fand den praktischen Einzug in das Leben der Menschen erstmalig im ersten Weltkrieg. Grundsätzlich war die Idee, dass die bessere Tageslichtversorgung zu Energieeinsparungen führe. Aufgrund der Ressourcenknappheit fand die Zeitumstellung insbesondere in Kriegszeiten großen Anklang. Heutzutage wird zwar ebenfalls weniger Energie für die Beleuchtung an späten Tageszeiten benötigt, dafür jedoch mehr Heizmittel in den morgendlichen Stunden des Frühjahrs und des Herbstes. Die EU-Kommission schaffte demzufolge die Zeitumstellung im Jahr 2019 ab. Die Umsetzung ist jedoch unklar, da u.a. eine essenzielle Frage gelöst werden muss: Wird ganzjährig die Sommer- oder Winterzeit genutzt?

 

 

Entscheidung nach gesundheitsspezifischen Gründen

 

Während die EU-Kommission für eine ganzjährige Sommerzeit plädiert, erachten Mediziner und Ärzte die ganzjährige Winterzeit für die bessere Lösung. Sie merken an, dass bei einer permanenten Sommerzeit die Sonne im Winter erst spät aufgehen und lange scheinen würde. Das hätte zur Folge, dass die Menschen spät müde werden und bei andauernder Dunkelheit in den Tag starten müssten. Insbesondere wären die Kinder auf ihrem Schulweg einer zusätzlichen Gefahr ausgesetzt.

 

Die Sommerzeit könnte de facto im Winter bei einer Vielzahl von Personen ein Schlafdefizit auslösen. Soweit das Schlafdefizit zum dauerhaften Zustand wird, setzen eine geminderte Immunabwehr und Stressresistenz ein, was wiederum zu einem erhöhten Risiko bezüglich Herz-Rhythmus-Störungen, Bluthochdruck oder einer Herzschwäche führt. Aus gesundheitlicher Sicht ist daher die permanente Winterzeit zu empfehlen. Es ist zu hoffen, dass auf EU-Ebene der gesundheitliche Aspekt bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wird.

 

 

Belastung der inneren Uhr in Folge der Zeitumstellung

 

Der menschliche Körper ist von Natur aus mit einer inneren Uhr versehen. Diese richtet sich allerdings nicht nach der aktuellen Tageszeit, sondern passt sich dem Schlaf-Wach-Rhythmus an. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist wiederum geprägt von der Helligkeit bzw. Dunkelheit. Tagsüber produziert der menschliche Körper das Hormon Cortisol, welches dem Körper Energie zur Verfügung stellt. Sobald die Dunkelheit zunimmt, produziert der Körper das Hormon Melatonin. Melatonin hemmt den die Bereitstellung von Energie und senkt die Körpertemperatur, was Müdigkeit zur Folge hat.

 

Beim aktuellen System der Zeitumstellung wird dieser natürliche Prozess aus dem Gleichgewicht gebracht. Einerseits wird der Tagesablauf den vorgegebenen Uhrzeiten angepasst. Andererseits stellen die 2 jährlichen Zeitumstellungen den Körper vor das Problem der schnellen Anpassung. Im Jahr 2020 gaben bei einer Forsa-Umfrage 29 % von 1.000 Befragten an, dass sie im Zuge der Zeitumstellung mit folgenden Symptomen zu kämpfen haben: 

  • Müdigkeit
  • Unwohlsein
  • Schlafprobleme
  • Gereiztheit

 

Weitere Studien von Universitäten kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Diese berichteten über eine geringere Produktivität auf der Arbeitsstätte, eine Zunahme von tödlichen Verkehrsunfällen oder ein höheres Herzinfarktsrisiko.

 

 

Prävention zum Erhalt der inneren Uhr

 

Zeitumstellung Sommerzeit

 

Bei der Umstellung zur Sommerzeit ist notwendig lediglich mit 23 Stunden Tageszeit auszukommen. Wichtig ist deshalb möglichst frühzeitig schlafen zu gehen, damit das Aufstehen zur gewohnten Uhrzeit keine Hürde darstellt. Zur Umsetzung in die Praxis empfiehlt es sich am Abend keine schwere Kost zu essen, was aufgrund der Verdauung das Einschlafen behindert. Zudem sollte trotz fehlender Müdigkeit der vorzeitige Gang zum Bett gelingen. Am nachfolgenden Morgen lässt sich die Helligkeit auf Wachmacher nutzen. Dafür sollten die Vorhänge/Jalousien geöffnet bleiben.

 

Zeitumstellung Winterzeit

 

Bei der Zeitumstellung im Winter ist es empfehlenswert den ganzen Tagesablauf schrittweise eine Stunde nach hinten zu verlagern. So lassen sich beispielsweise die Essens- und Bettgehzeiten innerhalb einer Woche täglich um ca. zehn Minuten verschieben. Dies führt zu einer kontrollierten Anpassung, welche den Körper nicht abrupt vor eine neue Herausforderung stellt.

 

 

Foto: © shlyapanama / stock.adobe.de

Redaktion, 21.10.2021