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Am 6. Juli wird der Tag des Kusses zelebriert. Der Tag zieht eigentlich an den meisten ahnungslos vorbei. Oder haben Sie schon einmal bewusst den Tag des Kusses gebührend gefeiert? Falls nicht, könnte man in diesem Jahr damit anfangen. Für gewöhnlich wird dann auf diversen Plattformen über die Regeln und Gewohnheiten oder auch die Vorlieben rund um das Thema küssen berichtet. Denn küssen ist keine einfache Sache, spätestens wenn man an den ersten Kuss zurück denkt, weiß man auch wieder wieso. Wobei die Schwierigkeit beim ersten Kuss ein Mix aus Überwindung und noch nicht vorhandener Affinität war. Doch um noch ein Mal kurz auf die Gewohnheiten zurück zu kommen. Es gibt Länder, in denen küsst man sich ständig, wie zum Beispiel in Italien oder Spanien. Zur Begrüßung gibt es Küsse einmal links einmal rechts auf die Backe. Wenn man sich bedanken möchte, wird das gleiche Ritual wiederholt, genauso wenn man sich voneinander verabschiedet. Also eigentlich den ganzen Tag. Auch der Handkuss wird in manchen Ländern noch gepflegt, in Osteuropa soll er bei der ersten Verabredung noch heute Usus sein. Aber im Grunde genommen kann es nur einen wahren Kuss geben. Den Mund auf Mund Kuss, mit allen Eventualitäten. Und dieser hat immer für wilde, dramatische, glückliche und natürlich auch romantische Geschichten gesorgt. Ein echter Kuss kann aber auch für Polemik sorgen. Das Küssen ist auch eine Frage der Kultur, denn in vielen Staaten auf der Welt ist das küssen in der Öffentlichkeit verboten. So zum Beispiel im Iran oder in Pakistan.
Romantik aber auch Tabu
Unabhängig davon, wo er stattfindet, der Kuss zwischen zwei Menschen kann etwas sehr besonderes sein. Er ist dann besonders, wenn man verliebt ist oder sich auf ein Treffen unheimlich freut und innerlich bereits hofft, dass es ihn geben wird, den ersehnten Kuss. Aber spontane Küsse, die ganz plötzlich ohne jegliche Erwartung geschehen, haben auch ihren Reiz. Es gibt ein paar Orte auf der Welt, in denen ist der Kuss viel mehr als nur ein schöner Moment. Der Kuss steht im Zusammenhang mit einer außergewöhnlichen Geschichte, die an einem ganz bestimmten Ort, einer ganz bestimmten Gasse stattgefunden hat. Dahinter stecken die sogenannten Wege der Küsse. Romantisch, verwunschen, abgelegen, schmal genug um geheime Küsse auszutauschen. Sie sind verstreut in unterschiedlichen Ländern und haben ihre ganz eigenen Geschichten, aber in jedem Fall die gleiche Bedeutung. Denn sie sind zum küssen da.
Die Liebe auf dem Balkon
In der alten Kolonialstadt Guanajuato, in Mexiko, gibt es die "callejon del beso", die Gasse des Kusses. Die Legende besagt, dass sich Carmen und Luis Hals über Kopf ineinander verliebten. Jedoch war Carmens Vater strikt gegen diese Liebe, denn seine Tochter war einem wohlhabenden, spanischen Adligen versprochen worden. Luis hingegen, war ein einfacher Mienenarbeiter. Der Vater beschloss, Carmen nicht mehr aus dem Haus zu lassen, er wusste aber nicht, das Luis im Haus gegenüber wohnte. Die zwei Häuser waren nur von einer engen Gasse getrennt. Also küssten sich die beiden fortan auf ihren jeweiligen Balkon. Doch das Glück hielt nicht lange an, denn das Paar wurde von Carmens Vater entdeckt und erschoss die eigene Tochter vor Luis Augen. Deshalb wird die kleine Gasse in Guanajuato mit ihren gelben, grünen und roten Fassaden "callejon del beso" genannt.
IL PAESE DELL'AMORE
In Italien gibt es mehrere Gassen, sogar Orte, die dem Kuss und der Liebe gewidmet sind. So unter anderem "il Paese dell' Amore" - das sogenannte Dorf der Liebe in Apulien. Doch der wohl berühmteste Weg ist "la Via del Bacio" in Pienza bei Siena. Also der Weg des Kusses. Pienza ist bei zahlreichen Touristen aus aller Welt bekannt, nicht nur weil die Altstadt zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, auch nicht wegen der wunderbaren Landschaft, sondern vor allem dank ihm, dem Weg des Kusses. Denn hier treffen sich Menschen von nah und fern, jeden Alters, um sich mit der schönsten Nebensache der Welt zu verwöhnen, dem küssen. Wenn man wollte, könnte man für ein Wochenende nach Pienza fahren, um die "Via del Bacio" zu erkunden. Das lohnt sich allemal, denn das malerische Panorama auf die Hügellandschaft ist umwerfend, gar atemberaubend.
Foto: Psyché ranimée par le baiser de l'Amour, Marbre, Musée du Louvre, Antonio Canova, 1793, photo d'Éric Pouhier (Mai 2007)
Redaktion, 02.07.2015