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Behandlung mit Cannabis - die medizinische Wirkung

Behandlung mit Cannabis - die medizinische Wirkung

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Bereits vor über 4700 Jahren wussten unsere Vorfahren um die natürliche Heilwirkung der Hanfpflanze. Auf das Image der Einstiegsdroge reduziert und von modernen Arzneimitteln verdrängt, verlor Cannabis seinen Stellenwert in der Alternativmedizin, gewinnt allerdings wieder zunehmend an Bedeutung.

Während Hanf einen beliebten Bestandteil in Kleidung, Dämmstoffen und Lebensmitteln darstellt, macht sich auch die Medizin die positiven Eigenschaften des teilweise illegalen Cannabis zunutze. Es wirkt beruhigend, schmerzlindernd, entzündungshemmend und regt den Appetit an, womit Hanf eine beeindruckende Bandbreite an Indikationen abdeckt.

 

Pflanzenarten

Hanfgewächse werden in die Sorten Indica und Sativa unterteilt. Ihre heilenden Effekte zieht die Pflanze aus bestimmten Inhaltsstoffen, den Cannabinoiden, insbesondere Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Die Konzentration dieser beiden Komponenten in den verschiedenen Hanfarten lässt unterschiedliche Ergebnisse zu, was die Vielfalt an Anwendungsgebieten erklärt.

Die Indica-Sorte nimmt in erster Linie Einfluss auf physischer Ebene. Sie zeichnet sich durch ihre beruhigenden und muskelentspannenden Folgen aus. Bei Erkrankungen mit Muskelspasmen gilt sie als erfolgversprechendes Heilmittel.

Die Sativa-Pflanze wirkt vorwiegend zerebral, das Großhirn betreffend. Aufgrund der geistigen sowie körperlichen Relevanz wird sie beispielsweise bei Übelkeit, Migräne oder Depression eingesetzt.

Kreuzungen der Formen kombinieren die Vorzüge beider Gewächse und sind hauptsächlich bei chronischen Schmerzen angezeigt.

 

Konkrete Anwendungsgebiete

Cannabis bietet ein mannigfaltiges Indikationsspektrum, das von Epilepsie über Depression bis hin zum Suchtausstieg reicht. Großteils fehlen Studien, die Erfolge in der Medizin belegen, insbesondere bei Multipler Sklerose sind diese jedoch anerkannt.

 

Multiple Sklerose (MS)

Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die das Nervensystem betrifft und durch schmerzhafte Krämpfe in Erscheinung tritt. Sie beginnt oft bereits in jungen Jahren und gilt als nicht heilbar. Hanf verringert die Muskelspannung, was zur Abnahme der Spasmen führt und motorische Leistungen, wie das Schreiben, erleichtert. Betroffene berichten über Schmerzlinderung und erholsameren Schlaf infolge der Behandlung. Teilweise erlangen sie wieder mehr Kontrolle über Blase und Darm, welche im Laufe der MS-Erkrankung verloren gehen kann. Darüber hinaus profitieren gepeinigte Patienten von der stimmungsaufhellenden Wirkung von Cannabis.

 

Morbus Alzheimer

Als degeneratives Leiden des Nervensystems stellt Morbus Alzheimer den höchstrangigen Auslöser für Demenz ab dem 60. Lebensjahr dar. Die unheilbare Krankheit ist gekennzeichnet durch Gedächtnis- und Orientierungsstörungen sowie einer Verringerung des Urteilsvermögens. Zu den wenig wirksamen Medikamenten zeigt Cannabis eine Alternative auf. Einerseits wird ihm durch die Reduzierung von Entzündungen im Gehirn ein präventiver Effekt nachgesagt, andererseits schafft es mit seiner appetitsteigernden Eigenschaft Abhilfe bei Abmagerung, welche bei Alzheimer durch Essensverweigerung auftreten kann, und ließ in Studien Rückschlüsse auf eine Reduzierung der Verwirrtheitszustände zu.

 

Abmagerung/Appetitlosigkeit

Wie Morbus Alzheimer gehen auch andere Erkrankungen mit geringer Nahrungsaufnahme einher. Bei Aids oder Krebs mit daraus resultierender Chemotherapie wird mithilfe von Hanf ebenfalls der Appetit angeregt. Bei Magersucht, konnten allerdings noch keine Erfolge verzeichnet werden.

 

Rheuma

Unter der Autoimmunerkrankung, welche von Entzündungen der Gelenke geprägt ist, leiden verschleißbedingt häufig ältere Menschen. Die Cannabistherapie wirkt Schmerzen entgegen und verhilft zu einer Verbesserung des Schlafverhaltens Erkrankter.

 

Schmerzen

Die bei Multipler Sklerose und Rheuma erkennbare Schmerzlinderung durch Hanf, prädestiniert ihn auch zum Einsatz bei Migräne, Nerven- und Phantomschmerzen oder bei Krebspatienten.

 

Glaukom/Grüner Star

Der Grüne Star, der etwa 4 % der über 40-Jährigen betrifft, äußert sich durch einen erhöhten Augeninnendruck. Dieser schädigt den Sehnerv und führt unbehandelt bis zur Erblindung. Untersuchungen zeigen, dass die Cannabisanwendung den Augeninnendruck um bis zu 30 % senkt. Insbesondere lokal in Tropfenform eingesetzt, erzielt es die größte Wirkung.

 

Konsumformen

Die Hanfaufnahme orientiert sich an dem Beschwerdebild. Rauchen, inhalieren oder essen kommen ebenso in Frage wie die äußerliche Verwendung als Tropfen. Neben der natürlichen Variante wird Cannabis zu medizinischen Zwecken auch synthetisch hergestellt. Während die künstlichen Präparate besser dosiert werden können, sprechen für die pflanzliche Behandlung die größere Vielfalt an heilenden Inhaltsstoffen sowie die günstigere Aufbereitungsmöglichkeit.

 

Nebenwirkungen

Hanf wirkt auf den Konsumenten sehr individuell. Eine Therapie mit Cannabis kann von Aufmerksamkeits- und Reaktionsstörungen, Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinnes oder Übelkeit begleitet werden. Laut einer Studie traten bei 1 von 100 Patienten ernsthafte psychische Nebenwirkungen bis hin zu Suizidgedanken auf.

 

Rechtslage

Europa genießt keine einheitliche Regelung bezüglich des therapeutischen Hanfeinsatzes. In Deutschland darf es zu Behandlungszwecken mit Ausnahmegenehmigung angewandt werden. Global sorgt die Legalisierung von Cannabis, insbesondere mit medizinischer Intention, für konstante Debatten.

 

Foto: © underworld - Fotolia.com

Redaktion, 22.05.2014