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Die Schweizer joggen pro Jahr im Durchschnitt 50 Tage, das durchschnittliche Alter der Läufer ist mit rund 39 Jahren aber vergleichsweise jung. Trotz der erwiesenen gesundheitlichen Vorzüge ist das Lauftraining an der frischen Luft bei der Generation 50Plus nach wie vor noch nicht in dem Masse angekommen, wie es bei den jüngeren Altersklassen der Fall ist.
Ist Sport wirklich Mord?
Woher kommt diese Zurückhaltung gegenüber dem Laufsport? Mangelnde Ausrüstung ist wohl eher nicht, denn die Sportartikelhersteller sind sich der Tatsache bewusst, dass die Menschen immer länger aktiver und fitter bleiben. Vielleicht spielen vielmehr solche Erhebungen eine Rolle, die die Redensart vom Sport als Mord zu bewahrheiten scheinen: Unfallstatistiken der Schweizer Versicherer stellten seit dem Jahr 2000 bei den verunfallten Joggern einen Anstieg von 90 Prozent fest.
Was jedoch berücksichtigt werden muss – im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Jogger ebenfalls ganz enorm gestiegen. Die zunehmende Zahl der Sportverletzungen unter den Läufern ist somit auch durch die steigende Popularität der Sportart bedingt. Mehr Läufer, mehr Verletzungen. Diese lapidare Feststellung soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Tat zu ernsthaften gesundheitlichen Schädigungen kommen kann. Besonders betroffen – ganz unabhängig vom Alter übrigens – ist der Unterschenkel- und Fussbereich, der in rund der Hälfte der Fälle in Mitleidenschaft gezogen wird. Insofern ist Aufklärungsarbeit hinsichtlich möglicher Gesundheitsrisiken unter den älteren Gelegenheitsjoggern umso wichtiger.
Gesundheitsförderung – wenn es richtig gemacht wird
Das ändert jedoch nichts daran, dass andererseits die positiven Auswirkungen regelmässigen Ausdauersports, insbesondere des Laufens, erwiesen sind. Wer sich mit einer gewissen Regelmässigkeit an der frischen Luft bewegt, stärkt damit ganz automatisch sein Herz-Kreislauf- und das Immunsystem. Darüber hinaus wirkt das Joggen auch in anderen Bereichen des Körpers vorbeugend gegenüber Alterserscheinungen. So kann die wiederkehrende Beanspruchung zu einer besseren Knochendichte beitragen, was beispielsweise Krankheitsbildern wie Osteoporose entgegenwirkt.
Tatsächlich ist das Sporttreiben auch hinsichtlich möglicher koordinativer Probleme, die schlichtweg durch die altersbedingte schlechtere Weiterleitung von Nervenreizen zu den Muskeln entstehen können, eher förderlich als hinderlich. Denn die Gefahr von Stürzen und Folgeverletzungen lässt sich so merklich verringern. Was im Übrigen auch für Übergewicht gilt: Hier kann theoretisch sogar mit weitaus weniger Aufwand ein positives Ergebnis erzielt werden, wer öfters joggt kann den Effekt aber noch erhöhen.
So könnte die Liste noch weiter fortgesetzt werden, denn regelmässiges Laufen bietet auch einen gewissen Schutz vor Altersdiabetes, stärkt die Muskeln und sorgt durch die vermehrte Ausschüttung von Endorphinen langfristig für seelische Ausgeglichenheit und psychische Stabilität.
Die Einstellung ändert sich – auch unter den Älteren
Die medizinischen Erkenntnisse zähen deshalb zu den Gründen dafür, dass sich die Einstellung gegenüber dem Laufen in den letzten drei bis vier Jahrzehnten deutlich geändert hat. Joggen ist längst nicht mehr für enthaltsame Aussenseiter, sondern ein legitimes Mittel der aktiven und eigenverantwortlichen Gesundheitsförderung. Das schlägt sich denn auch in den Teilnehmerzahlen bei den grösseren Volksläufen nieder – der 16km-Lauf beim Grand Prix von Bern ist mit 32.000 Anmeldungen inzwischen die grösste Laufveranstaltung der gesamten Schweiz, die Teilnehmerzahl konnte in den letzten Jahren verzehnfacht werden. Erfreulicherweise hat sich infolgedessen auch das Durchschnittsalter erhöht. Überhaupt zeugt der Blick auf den Laufterminkalender für 2016 von der stetig wachsenden Begeisterung für den Laufsport.
Worauf die Generation 50Plus beim Lauftraining achten muss
Bei aller Motivation, dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun, ist einfach los zu laufen trotzdem der falsche Ansatz. Denn schon ab einem Alter von 35 Jahren ist bei einer längeren Pause von der körperlichen Betätigung ein sportmedizinischer Test zu empfehlen. Selbst wenn der die grundsätzlichen körperlichen Voraussetzungen für sportliche Aktivitäten bescheinigt, sollte das Lauftraining sachte und für den Anfang am besten sogar unter Anleitung begonnen werden. Mehr als 20 Minuten sind zu Beginn nicht nötig, hat sich der Körper an das durchgängige Laufen gewöhnt, kann das Trainingspensum langsam erhöht werden – drei Läufe pro Woche sind ausreichend für den gewünschten Effekt und erlauben gleichzeitig ausreichend lange Regenerationsphasen.
Ebenso wichtig ist es allerdings, von Anfang an die richtige Ausrüstung mitzubringen. Für Läufer sind das logischerweise in erster Linie die Schuhe. Die sind aber nicht nur deswegen so wichtig, weil sie das hauptsächliche ‚Arbeitswerkzeug‘ darstellen, sondern weil sie in erheblichem Masse zur Verminderung körperlicher Beschwerden beitragen können. Denn mit dem Schuhwerk können spezifische Fehlstellungen der Füße – beispielsweise Hohl- oder Senkfüße, ein zu starkes Abknicken nach innen oder außen – abgemildert werden. Langfristig lassen sich so die üblichen Läuferblessuren wie Gelenkschmerzen im Fuss- und Kniebereich, aber auch Schmerzen an Schienbeinen und im Rücken vermeiden. Neben regelmässiger Kraftgymnastik, dem Erlernen einer gelenkschonenden Laufweise ist passendes Schuhwerk deshalb ein zentraler Schlüssel zu gesundem Laufen.
Foto: (c) Kzenon / fotolia.de
Redaktion, 03.05.2016