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Betrug: Wie erkenne ich einen Fake-Shop im Internet?

Betrug: Wie erkenne ich einen Fake-Shop im Internet?

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Wer im Internet einkauft, vorab bezahlt und anschließend keine Ware erhält, wurde offenbar Opfer einer besonderen Form des Online-Betruges: Er ist auf einen sogenannten Fake-Shop hereingefallen. Diese Betrugsmasche ist zwar nicht gänzlich neu, aber noch relativ unbekannt. Dabei geht es um Millionen, die durch Kriminelle auf diese Weise erbeutet werden. Ein Augsburger Gericht verurteilte unlängst den Chef einer Fakeshop-Bande zu sieben Jahren Haft.

 

Wie funktioniert ein Fakeshop?

Der in Augsburg verhandelte Fall zeigt exemplarisch auf, wie die Betrüger vorgehen: Die vier verurteilten Männer betrogen nachweislich mindestens 2.054 Käufer, die Dunkelziffer könnte weitaus höher liegen. Der nachgewiesene Schaden lag bei über 1,1 Millionen Euro. Mit der Einrichtung von 190 gefakten Online-Shops wie elektro-geizhals.de oder elektro-grosshandel24.com boten die Täter Autos und Elektroartikel wie Fernseher und Computer an und "verkauften" gegen Vorkasse und sogar per Lastschrift mit erbeuteten Bankdaten. Natürlich lieferten sie niemals die Ware, ein Lager oder Lieferanten gab es nicht. Das Aussehen der Shops wirkte glaubhaft und seriös, es wurde an reale Shops angelehnt. Um den Betrug durchführen und verschleiern zu können, nahmen die Kriminellen in ihr Shop-Impressum den Namen einer wirklich existierenden Firma - etwa eines Elektrohändlers - auf, Konten für die Kundengelder stellten Strohmänner zur Verfügung. Einer der Händler, dessen Impressum missbraucht worden war und bei dem irgendwann Kunden auftauchten, die ihre Ware abholen wollten, erstattete schließlich Anzeige. Die Betrugsmasche wurde auch von Opfern in Internetforen publiziert, auch Anzeigen wurden schnell erstattet. Die entsprechenden Foren attackierten die Täter mit Einschüchterungen gegen die Betreiber und einem DDoS-Angriff, einer Cyberattacke, welche die Server lahmlegen kann. Die bayerische Polizei bildete eine neunköpfige Ermittlungsgruppe und fasste schließlich die Kriminellen, die wegen bandenmäßigen Betrugs, Sabotage, Nötigung und Datenausspähung verurteilt wurden.

 

Wie schützen Sie sich vor so einem Fake Shop?

Fakeshops sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen, denn das nötige Webdesign herzustellen beherrschen die Täter. Es gibt allerdings Alarmsignale, die auch Laien deuten können:

  • - Die Preise bewegen sich auf verdächtig niedrigem Niveau, oft bis zu 70 Prozent unter den üblichen Marktpreisen.
  • - Gleichzeitig ist der Shop neu, unbekannt und - das ist per denic.de überprüfbar - erst sehr kurz am Markt.
  • - Es gibt kein Impressum (Informationen zum Seitenbetreiber) oder es enthält als Adresse ein Postfach oder eine ausländische Adresse. In der EU gilt eine Impressumpflicht für alle gewerbliche Webseiten.
  • - Der Inhaber des Empfängerkontos ist nicht mit dem Seitenbetreiber identisch.
  • - Der Shop bietet als Zahlungsvariante nur Vorkasse oder anonyme Zahlungsmittel an (unbekannte E-Cash-Verfahren). Falls Lastschrift möglich sein soll, erhält der Kunde eine ominöse Bankmail - dies ist der Phishing-Versuch.
  • - Verbraucherportale kennen den Shop nicht oder - noch schlimmer - warnen vor ihm. Solche Warnungen sind sehr ernst zu nehmen. Wenn Kunden berichten, dass sie die Ware nicht erhalten, ist das ein Alarmsignal erster Güte.
  • - Zum Seitenbetreiber kann nicht Kontakt aufgenommen werden.

 

Ich bin auf einen Fake Shop hereingefallen - was tun?

Wenn Sie Ihre bezahlte Ware nicht erhalten, anschließend keinen Kontakt zum Betreiber herstellen können und gar die Seite plötzlich vom Netz verschwunden ist, wurden Sie Opfer eines Fake Shops. Erstatten Sie dann umgehend Anzeige bei Ihrer Polizei und prüfen Sie im Netz beispielsweise bei Google News, ob es gegen den Shopbetreiber schon eine Sammelklage gibt, der Sie sich anschließen können. Sollten Sie beim Log-in für den Fake Shop eines Ihrer Lieblingspasswörter verwendet haben, müssen Sie dieses Passwort auf allen anderen Seiten ändern, wo Sie es noch verwenden - denn an den Fake Shop könnte sich ein Passwortbetrug anschließen.

 

Foto: © Daniel Ernst - Fotolia.com

Redaktion, 16.01.2014