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Im Spätherbst, kurz vor Wintereinbruch, sind noch immer viele kleine Igel unterwegs. Doch sollten die kleinen Stacheltierchen nicht aus falsch verstandener Tierliebe zum Überwintern wahllos eingefangen werden. Richtige Igelüberwinterung ist gar nicht so einfach und erfordert eine Menge Arbeit.
Wann benötigen Igel Hilfe zur Überwinterung
Igel gehören zu den ältesten Säugetieren überhaupt. Sie lassen sich nicht domestizieren und sind und bleiben Wildtiere. Igel gehören zu den besonders geschützten Arten und dürfen nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Allerdings gibt es Ausnahmen. Es ist erlaubt kranke, verletzte oder hilflose Tiere vorübergehend aufzunehmen und gesund zu pflegen. Sobald sie jedoch wieder in Freiheit lebensfähig sind, müssen sie ausgewildert werden. Wenn die Temperaturen zum Winter hin um den Gefrierpunkt liegen, sollten kleine Igel, die weniger als 600 g wiegen, zur Überwinterung in menschliche Obhut genommen werden. Solange die Temperaturen jedoch noch deutlich über dem Gefrierpunkt liegen, finden auch kleine Igel noch genügend Nahrung, um sich ein Fettpolster für den bevorstehenden Winter anzufressen.
Auf die richtige Unterbringung kommt es an
Ein kleiner Igel braucht zum Überwintern eine artgerechte Unterbringung. Dabei kommt es nicht nur auf Sauberkeit und Hygiene an, sondern auch auf die Umgebungstemperatur des Igelquartiers. Igel brauchen eine Temperatur von etwa 18 bis 22 Grad in Bodennähe. Daher sind Garagen, Speicher oder Keller meist ungeeignet für die Igelüberwinterung. Ist die Temperatur zu gering, wird der Igel schläfrig und kann nicht mehr genügend Nahrung aufnehmen, da sein Körper sich auf den Winterschlaf einstellt. Für Igel unter 600 g kann dies tödlich enden, denn die Fettreserven reichen für einen Winterschlaf nicht aus. Das Igelgehege sollte an einem ruhigen Platz stehen. Igel sind nachtaktiv und brauchen daher tagsüber Ruhe, um ohne Störung schlafen zu können. Ein Igel braucht Auslauf. Ein Gehege sollte mindestens 1 bis 2 qm groß sein. In freier Wildbahn schlafen Igel in kleinen Höhlungen. Deshalb benötigt ein Igel in menschlicher Obhut ein Schlafhäuschen mit einem Schlupfloch. Dazu eignen sich kleine Kistchen oder Kartons sehr gut. Das Schlafquartier sollte eine Größe von etwa 25 x 30 cm, bei einer Höhe von ca. 25 cm haben. Das Schlupfloch sollte etwa 13 cm Durchmesser haben. Der Boden des Geheges und des Schlafkistchens wird mit Zeitungspapier ausgelegt. Aus hygienischen Gründen eignen sich weder Heu, Stroh, Sand oder ähnliche Materialien. Damit der Igel sich wohl fühlt und das Gehege hygienisch sauber ist, muss das Zeitungspapier täglich ausgewechselt werden.
Das richtige Futter und die nötige Gesundheitsvorsorge
Bevor der kleine Igel sein neues Quartier für den Winter bezieht, sollte er von Zecken, Milben, Flöhen, Würmern und Co. befreit werden. Der örtliche Tierarzt kann da weiterhelfen. In freier Natur ernähren sich Igel hauptsächlich von Schnecken, Würmern, Raupen und Insekten. Katzen- oder Hundefutter eignen sich gut als Futter für den Wintergast. Jedoch sollte die Nahrung nicht ausschließlich aus Dosenfutter bestehen. Rinderhackfleisch, gekochtes Hühnerfleisch, Rührei, aber auch ab und zu frisches Obst sorgen für ein wenig Abwechslung. Vitamine und Mineralstoffe sollten täglich zugefüttert werden. Beim Tierarzt gibt es Multivitaminpasten, die sich auch für Igel gut eignen. Der Igel braucht immer frisches Wasser. Milch darf er auf gar keinen Fall bekommen.
Wo gibt es Unterstützung bei der Igelpflege?
Einen kleinen Igel gut und richtig zu überwintern ist keine leichte Aufgabe. Es gehört viel Wissen und sehr viel Arbeit dazu. Wer sich der Igelüberwinterung nicht gewachsen fühlt oder unsicher ist, sollte sich fachmännischen Rat und Unterstützung holen, denn nur mit der richtigen Überwinterung tut man dem Tierchen etwas Gutes. Es gibt überall Igelauffangstationen, die Igelfindern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie nehmen die Findlinge gerne auf und bieten ihnen eine professionelle Überwinterungsmöglichkeit. Um mit der nächstgelegenen Igelauffangstation Kontakt aufzunehmen, helfen Tierärzte, Tierheime und Tierschutzorganisationen vor Ort gerne weiter.
Redaktion, 15.11.2011