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Man wollte gemeinsam alt werden, doch dann kam die radikalste Trennung überhaupt: Die Scheidung. Mal abgesehen von den finanziellen Veränderungen, die eine derart einschneidende Trennung mit sich bringt, muss man sich auch erst einmal auf das neue Leben ohne den vertrauten Partner einstellen. Was für den einen neu gewonnene Freiheit ist, kann sich für den anderen wie lähmende Einsamkeit anfühlen.
Auch wenn seit Jahren in Deutschland die absolute Zahl der Ehescheidungen zurückgeht, ist die Scheidungsquote im Verhältnis zur Zahl der Eheschließungen mit über 43% nach wie vor hoch. In Österreich und in der Schweiz sieht die Entwicklung ganz ähnlich aus. Laut stastistischem Bundesamt werden die meisten Scheidungsanträge von den Ehefrauen eingereicht.
Schwierige Bewältigung der Trennung
Sich scheiden zu lassen, ist niemals eine leichte Entscheidung. Am Ende geht etwas verloren, das einem sehr vertraut war, auch wenn die Trennung in einigen Fällen als Erlösung empfunden wird. Sich mit dem neuen Ist-Zustand abzufinden ist ein langwieriger und schmerzhafter Prozess. Aber eines ist sicher: Es gibt ein Leben nach der Scheidung.
Häufig wird das Eheleben dann doch vermisst. Dabei ist es nicht unbedingt der Partner, der einem fehlt, sondern vielmehr das Leben, das man gemeinsam hatte. Vertraute Rituale fallen plötzlich weg. Viele Dinge, die einem wichtig geworden sind, sind vielleicht gar nicht mehr möglich. Jedoch: Das ist auch gut so. Denn ein Sich-Versenken in nostalgische Gedanken und die Wieberbelebung früherer gemeinsamer Gewohnheiten schadet nur. Was jetzt gefragt ist, ist ein Neustart und die damit verbundene Schaffung neuer Rituale.
Leben nach der Scheidung
Ein endgültiger Schlussstrich ist sicher die gesündeste Variante: Neues Leben, neue Freunde, kein Kontakt zum Ex-Partner mehr. In den meisten Fällen ist das natürlich nicht so einfach. Gewachsene Freundschaften gibt keiner so leichtfertig auf, auch dann nicht, wenn es sich um gemeinsame Freunde handelt. Wegziehen ist da schon einfacher, aber auch nicht immer möglich oder sinnvoll. Ein Umzug für den Traumjob oder zurück zu alten Freunden kann jedoch hilfreich sein.
„Das kann und werde ich nun endlich für mich tun“ ist ein Gedanke, der die Führung übernehmen darf. Nun ist sie da, die Freiheit, sich neue Ziele zu setzen und neue Kontakte zu knüpfen. Ein Aktivitätenplan, der schrittweise auf die Erreichung der individuellen Ziele hinführt, kann dabei unterstützen.
Sogar eine Freundschaft zum Ex-Ehepartner ist vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder möglich. Empfehlenswert ist dies aber erst dann, wenn man es geschafft hat, sich emotional völlig von seinem Ex zu lösen. Denn sonst kann sich der Prozess des Loslösens durch erneute Hoffnungsschimmer auf ein Wiederauflebenlassen der Beziehung oder falsche Sicherheitsgefühle verzögern.
Neue Liebe, neues Glück
Sich auf eine neue Beziehung einlassen, später sogar wieder heiraten? Das fällt vielleicht schwer, wenn die Ehe-Erfahrungen keine guten waren. Aber warum sollte man sich selbst und einem neuen Partner keine Chance geben? Schließlich gibt es auch genügend Beispiele für lebenslange glückliche Ehen oder Ehe-ähnliche Partnerschaften. Und diese beruhen in der Regel nicht auf einer immerwährenden glühenden Leidenschaft füreinander. Meist ist es eine tiefe Freundschaft und Verständnis füreinander, was die Beziehung zusammenhält. Die gleiche Lebenseinstellung und Gemeinsamkeiten sind wichtig. Toleranz und Kompromissfähigkeit helfen, Krisenzeiten zu überstehen und sich immer wieder aufeinander zuzubewegen, wenn die Beziehung auseinanderzudriften droht.
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Redaktion, 06.10.2016