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Singles ab 50 haben zu über 99 % Ex-Beziehungen, vielfach waren sie verheiratet. Auf die Ehe(n) folgte(n) in vielen Fällen eine oder mehrere weitere Partnerschaften. Es stellt sich nun die Frage, wie Sie damit umgehen. Auch sollten Sie beobachten, wie Ihr neuer Partner oder Ihre neue Partnerin damit umgeht.
Es mag Ihnen so erscheinen, dass Ihre Ehe nicht sonderlich glücklich war. Vielleicht hatten Sie aber nach Ihrer Ehe mindestens eine sehr glückliche Beziehung, die - aus welchen Gründen auch immer - gescheitert ist. Nun ist die Versuchung da, zu dieser Person den Kontakt weiterhin wenigstens auf freundschaftlicher Ebene zu pflegen, während die Beziehung zu einem Ex-Ehepartner so zerrüttet sein kann, dass Sie mit diesem Menschen nichts mehr zu tun haben möchten. Das sind verständliche Gefühle, allerdings wäre beides grundfalsch, wenn Sie eine neue, glückliche und “erfolgreiche” Beziehung eingehen möchten. Betrachten wir zunächst den Ex-Partner, mit dem Sie - sehr wichtig! - gemeinsame Kinder und inzwischen wahrscheinlich auch gemeinsame Enkel haben. Wenn keine Kinder da und die Vermögensverhältnisse geklärt sind, können Sie diese Beziehung ruhigen Gewissens kappen.
Die Beziehung zum/zur Ex, wenn gemeinsame Kinder da sind
Sie haben mit dem Ex-Ehepartner bzw. anderen Elternteil Ihrer Kinder eine lebenslängliche Beziehung auf der Elternebene, zu der die Großelternebene in den meisten Fällen hinzukommt. Dabei sind zahllose Absprachen zu treffen, zudem wollen Ihre Kinder Sie vielfach gemeinsam zu Familienfesten einladen. Die Absprachen hierzu und dazu, wer wem was schenkt, sind noch die geringsten Probleme. Es geht auch darum, dass Ihre Kinder während des Erwachsenwerdens bis zum 30. Lebensjahr mit Altlasten kämpfen, die mit Ihrer Ehe und Trennung zu tun haben. Sie können nun mit sich und/oder mit Ihrem Ex-Partner hadern, Sie können aber auch auf konstruktivem Weg eine neue Beziehung auf der Eltern- und Großelternebene herstellen, die Ihren Kindern zugutekommt. Das gelingt erstens durch Verzeihen, zweitens durch die Einsicht, dass Sie selbst nicht fehlerlos waren und drittens durch Kooperation. Für diese Kooperation gibt es diverse Anlässe: Geschenke, Familienfeiern, Geburten etc. Wichtig ist, dass Sie strikt die Eltern- und Großelternebene einhalten. Das schließt beispielsweise aus, dass Sie sich über aktuelle berufliche Probleme, Freundschaften, Interessen und so fort austauschen. Diese Form der Nähe oder gar Intimität gehört nicht mehr zu Ihrer neuen Beziehung. Die Kooperation hingegen ist dringend erforderlich: Ihre Kinder bewältigen ihre Ausbildung, sie werden Eltern, sie heiraten, die Enkel kommen in die Schule und vieles mehr. Bestehen Sie daher auf Ihrem Recht auf diese Beziehung auch gegenüber einem neuen Partner. Wenn dieser eine reife Person ist, wird er oder sie selbst seine oder ihre Ex-Beziehung so gestalten und Ihnen ebenfalls dazu raten.
Die Beziehung zum/zur Ex ohne gemeinsame Kinder
Je nachdem, was Sie in den letzten Jahren erlebt haben, können Sie sich mehr oder weniger gut vorstellen, wie gebrochen Partnerschaftsbiografien nach dem 40. Lebensjahr verlaufen können. Es gibt viele absolut seriöse Menschen, die nach einer gescheiterten Ehe vier bis zehn längerfristige Beziehungen geführt haben, manchmal waren sie mehrmals verheiratet. Es waren auch sehr glückliche Beziehungen darunter, manchmal sind sie einfach an den Umständen gescheitert, zum Beispiel an der Entfernung. Wenn diese Beziehungen aber folgenlos blieben (weder Kinder noch Besitz), dann kappen Sie diese konsequent. Von einem neuen Partner dürfen Sie dasselbe verlangen. Es entstünde sonst ein Gefühlschaos, dass Sie weder emotional noch organisatorisch bewältigen können. Sie müssen mit früheren Beziehungen abschließen, sich die Gründe für das Scheitern erklären und im Bewusstsein leben, dass die positive Intensität dieser Beziehungen in einer bestimmten Lebensphase entstand. Möglicherweise würden Sie sich in diese Person heute nicht mehr mit Haut und Haaren verlieben. Eine Umwandlung in “Freundschaft” ist grober Unfug: Sie hatten eine intime Beziehung, die Sie ohne Weiteres wieder aufnehmen könnten. Das weiß jedermann, auch Ihr neuer Partner beziehungsweise Ihre neue Partnerin.
Warum sind diese Überlegungen so wichtig?
Im Alter von 50+ verbleibt uns nicht mehr allzu viel Zeit, eine neue Beziehung aufzubauen. Da die Beziehungsaspekte jüngerer Menschen - gemeinsame Kinder und das Eigenheim - entfallen, gestalten wir Partnerschaften über gemeinsame Interessen, die wir finden und dann leben müssen. Das benötigt Zeit. Stress wegen früherer ungeklärter Beziehungen wäre in diesem Kontext äußerst kontraproduktiv.
Foto: © aletia2011/fotolia.de
Redaktion, 02.11.2017