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Im Alter von 50+ entwickeln sich neue Partnerschaften anders als in früheren Lebensjahren. Gerade diejenigen unter uns, die aus einer langjährigen Ehe kommen, müssen sich darauf einstellen.
Wie viel Abstand und Nähe braucht eine neue Beziehung?
Jede Beziehung zwischen Menschen benötigt zweifellos Nähe, doch alle und gerade lebenserfahrene Menschen ab 50 benötigen auch ihren individuellen Freiraum. Das wird deutlich, wenn die eigenen Kinder fragen: “Wann zieht ihr denn zusammen?” In diesem Moment wird uns bewusst, dass wir daran vorläufig gar nicht denken. Nach Befragungen von Menschen unseres Alters, die vor einigen Jahren eine neue Partnerschaft eingegangen sind, “ergab” sich das Zusammenziehen nur sehr selten vor Ablauf eines Jahres, etwa bei der Hälfte aller Paare im zweiten Jahr und beim Rest im Laufe des dritten bis sechsten Jahres. Eine Minderheit (weniger als zehn Prozent) zog dauerhaft nicht zusammen. Zweifellos ist das nicht sehr praktisch, denn die gegenseitigen Besuche sind aufwändig. Dennoch fühlten sich diese Paare wohl dabei.
Ist etwas Entfernung zweckmäßig? Wenn ja, wie viel?
Der Raum zwischen zwei Menschen, der sich exakt in Kilometern bemessen lässt, schützt sie vor Spontanbesuchen des Partners, die vielfach nicht erwünscht sind. Das hat nichts mit fragwürdigen Heimlichkeiten zu tun wie einer weiteren Beziehung. Diese Fälle sind sehr selten, denn die meisten von uns führen ein sehr erfülltes Leben und sind mit einer einzigen glücklichen Partnerschaft vollends zufrieden. Dennoch möchten wir uns nicht von einem neuen Partner in einer unaufgeräumten Wohnung “erwischen” lassen. Ein weiteres Problem ergibt sich bei einem Streit. Mit zwei Wohnungen können wir zunächst einen gesunden Abstand herstellen, doch bei einer sehr kurzen Entfernung zueinander wird der Partner oder werden wir selbst sehr schnell in Versuchung geraten, doch schnell noch einmal das persönliche Gespräch zu suchen. Das kann kontraproduktiv sein, eine gewisse räumliche Entfernung schützt uns auch davor. Zu viele Kilometer sind aber praktisch auf Dauer nur schwer zu bewältigen, auch in finanzieller Hinsicht. Als ideal haben sich Entfernungen zwischen 40 und 80 km erwiesen.
Wie sehr sollten Sie sich anpassen?
Ohne Anpassung geht es nicht, doch wenn wir uns verbiegen müssen, erlischt die Liebe. Hierzu lassen sich diverse Beispiele aufführen:
Wie gehen Sie mit Konflikten um?
Es gibt keine konfliktfreien Beziehungen. Diejenigen Dinge, die wir offenbar auf Dauer nicht ertragen würden, müssen wir gleich zu Anfang ansprechen. Dann beginnen ergebnisoffene Verhandlungen, wie die Politiker sagen würden. Stellen Sie sich daher am Beginn einer neuen Partnerschaft darauf ein, dass Sie eine bestimmte Gewohnheit Ihrer Partnerin oder Ihres Partners niemals hinnehmen könnten. Dazu gehören beispielsweise Suchtprobleme. Wenn Sie so etwas feststellen und dieser Konflikt unlösbar erscheint, ist die Trennung tatsächlich besser. Über alles andere müssen Sie verhandeln, verhandeln, verhandeln.
Wie funktioniert die Sexualität mit 50+ in einer neuen Partnerschaft?
Hier kommt eine gute Nachricht zur Sexualität mit 50+: Wenn Sie beide gesund sind, wird sie voraussichtlich besser funktionieren als in früheren Lebensjahren. Sie werden heiße Nächte erleben, die Sie sich vor zehn Jahren noch nicht vorstellen konnten. Achten Sie dennoch auf genügend Schlaf.
Wann stellen Sie eine neue Partnerin oder einen neuen Partner der eigenen Familie vor?
Wenn Sie sich relativ sicher sind: alsbald, schon nach wenigen Wochen. Alles andere wirkt fragwürdig. Sollten Sie sich wieder trennen, müssen Sie sich vor den Fragen Ihrer Kinder, Eltern und Geschwister nicht fürchten. Das Leben spielt halt, wie es spielt, wir sind alle nur Menschen.
Foto: © goodluz/fotolia.de
Redaktion, 25.01.2018