Ausgezeichnet.org

Sagenhaftes Oberes Mittelrheintal – Von der Loreley bis nach Koblenz

Sagenhaftes Oberes Mittelrheintal – Von der Loreley bis nach Koblenz

7 | 9501 Aufrufe

Ein hartherziger Bischof, eine heimliche Liebeshochzeit und sieben Jungfrauen: Dass das Obere Mittelrheintal nicht nur sehenswert ist, sondern auch voller Sagen und Geschichten steckt, das zeigte bereits unser letztwöchiger Artikel dazu. Von Oberwesel aus fahren wir nun weiter rheinabwärts.

 

Die verhängnisvolle Loreley

 

Kurz vor St. Goarshausen befindet sich auf der rechten Seite in einer inneren Rheinkurve die berühmte Loreley. Um den 132 Meter hohen Schieferfelsen ranken sich viele Mythen und Geschichten. Früher glaubte man, dass Nymphen, Zwerge und Berggeister der Grund für das an dieser Stelle widerhallende Felsenecho seien. Starke Strudel forderten zudem hier einst viele Schiffbrüchige. Um 1800 dichtete Clemens Brentano die Ballade von der jungen Lore Lay, deren Schönheit jeder Mann verfällt, die selbst jedoch vom Felsen stürzt und im Rhein den Tod findet. In späteren Dichtungen wird die Loreley zur nixenhaften Schönheit, die vorbeifahrende Seeleute ablenkt und diese dadurch ins Verderben stürzt. Die tatsächlich für die gefährliche Strömung verantwortlichen Felsen wurden inzwischen gesprengt. Dennoch ist die Loreley-Passage immer noch mit Vorsicht zu genießen.

Ganz in der Nähe des berühmten Felsens befindet sich die Freilichtbühne Loreley. Im Sommer finden hier viele Konzerte und Festivals statt.

 

Im 6. Jahrhundert ließ sich am linken Rheinufer in der Nähe des Loreley-Felsens ein Priester aus Aquitanien als Missionar nieder, der insbesondere Rheinschiffern gegenüber sehr gastfreundlich war: Goar. Dieser Priester wurde später zum Volksheiligen und zum Namensgeber des Ortes St. Goar. Über St. Goar erheben sich heute die gewaltigen Überreste der imposanten Wehranlage Burg Rheinfels. Ihr Gewölbekeller ist eine der größten mittelalterlichen Gewölbekonstruktionen Europas.

 

Zwei feindliche Brüder und ein Blick auf vier „Seen“

 

„Die feindlichen Brüder“ werden die nahe beieinander liegenden Burgen Sterrenberg und Liebenstein auf der rechten Rheinseite gegenüber Boppard oft genannt. Zu den beiden Burgen existiert eine Sage um zwei Brüder, die sich in dieselbe Frau verliebten, was zu Streitigkeiten führte. Dass Burg Sterrenberg im 14. Jahrhundert mit einer massiven zweiten Schildmauer in Richtung Liebenstein stärker befestigt wurde erhärtet den wehrhaften Eindruck, den die Verteidigungsanlage gegenüber ihrem Nachbarn macht. Die um 1190 entstandene Höhenburg Sterrenberg gilt als die älteste erhaltene Burganlage im Mittelrheintal.

 

Boppard war zur Zeit der Römer eine bedeutende Siedlung. Davon zeugen noch heute die stattlichen Ausmaße des Römerkastells, dessen Überreste den Ortskern umschließen. Sehenswert sind sie auf jeden Fall, zumal es sich um die am besten erhaltenen römischen Festungsmauern Deutschlands handelt. Ein wunderschöner Aussichtspunkt findet sich über Boppard auf 322 Metern über dem Meeresspiegel: Der Vierseenblick. Bereits die 20-minütige Fahrt mit der Sesselbahn dorthin bietet grandiose Ausblicke. Der Vierseenblick, an dem man auf vier unterschiedliche wie Seen wirkende Rhein-Abschnitte blickt, ist aber auch zu Fuß gut erreichbar.

 

Märchenhaft - Zwei Burgen und ein Schloss

 

Zwei Rheinkurven später erhebt sich die Ende des 13. bis Anfang des 14. Jahrhunderts erbaute märchenhafte Marksburg über dem Ort Braubach. Sie ist die einzige Höhenburg am Mittelrhein, die niemals zerstört wurde. Dementsprechend zeigt sich die spätmittelalterliche Burganlage weitgehend authentisch. Wer sich in der Nähe befindet, sollte sich das alte Gemäuer ansehen, eine Führung ist empfehlenswert. Das mittelalterliche Burgleben wird hier sehr anschaulich dargestellt. Namensgeber für die Burg soll übrigens der heilige Markus gewesen sein. Denn einer alten Sage zufolge bewahrte er die Tochter des Burgherren vor einem Heiratsschwindler, der der leibhaftige Teufel gewesen sein soll.

Auch die von Fachwerk geprägte Altstadt Braubachs ist sehr sehenswert. Vom 29. September bis zum 2. Oktober 2017 wird hier das traditionelle Winzerfest gefeiert, in diesem Jahr bereits zum 92. Mal.

 

Kurz vor Koblenz liegt Lahnstein auf der rechten Seite des Rheins. Ein Besuch der im 13. Jahrhundert erbauten Burg Lahneck lohnt sich. Da sie sich in Privatbesitz befindet, ist die Burg jedoch nur im Rahmen einer der angebotenen Führungen von April bis Ende Oktober zugänglich. Auf Lahneck sollen die letzten Tempelritter nach einem heldenhaften Kampf den Tod gefunden haben. Das feudale Bauwerk ist Teil eines beliebten Rundwanderwegs im Lahntal. Der Weg führt auch durch die wildbeeindruckende Ruppertsklamm. Start- und Endpunkt der Tour ist die Touristeninformation von Oberlahnstein. Gegenüber der Burg Lahneck auf der linken Seite des Rheins erstrahlt in hellen Farben das prächtige Schloss Stolzenfels. Das romantische Märchenschloss entstand ab 1836 nach Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Die Ruinen der hier ursprünglich stehenden, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Zollburg wurden in den Neubau mit eingeschlossen.

 

Noch ein bisschen Koblenz zum Schluss

 

Die vielen Sehenswürdigkeiten von Koblenz sind einen eigenen Artikel wert. Erwähnt seien hier nur zwei: das deutsche Eck und die Festung Ehrenbreitstein. Das berühmte deutsche Eck am Moselzufluss ist das Wahrzeichen von Koblenz. Das eigentliche Deutsche Eck, das Deutschherrenhaus nahe der Mosel-Einmündung, hieß früher Deutscher Ordt und war eine Niederlassung der Ritter des deutschen Ordens. Es befindet sich ganz in der Nähe der heute als Deutsches Eck bezeichneten künstlichen Landzunge, die ein gewaltiges Reiterstandbild des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. trägt. Das Ludwig Museum im Deutschherrenhaus beherbergt eine beeindruckende Sammlung französischer Kunstwerke des 20. Jahrhunderts. Nur ein Katzensprung ist es vom Museum zur Talstation der Seilbahn Koblenz am Konrad-Adenauer-Ufer. Die Kabinen der Seilbahn bringen ihre Passagiere trockenen Fußes über den Rhein hoch zur Festung Ehrenbreitstein. Der Panoramablick während der Fahrt ist herrlich. Die Festung hat neben interessanten Themenführungen auch noch jede Menge Ausstellungen und regelmäßige Events wie Feste, Konzerte, Theater und vieles mehr zu bieten. Egal, wann man der Feste einen Besuch abstattet, hier ist garantiert etwas los.

 

Rhein in Flammen

 

Am 1. Juli (Rüdesheim/Bingen), 12. August (Spay, Koblenz), 9. September (Oberwesel) und 16. September 2017 (St. Goar, St. Goarshausen) steht der Rhein in Flammen. Das prächtige Feuerwerksspektakel hat inzwischen eine lange Tradition und findet teilweise seit mehr als 60 Jahren statt. Rüdesheim und Bingen begehen dieses Jahr ihr 40-jähriges feuriges Jubiläum.

 

 

Foto: © Freesurf/fotolia.de

 

 

Redaktion, 14.06.2017