6 | 7659 Aufrufe
Das UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ erstreckt sich über 67 spannende Kilometer von Rüdesheim/Bingen bis nach Koblenz. Eine Fahrt mit dem Schiff führt vorbei an Weinbergen, Burgen, Schlössern und romantischen mittelalterlichen Orten. Die Burgendichte ist weltweit einmalig.
Dank seiner zahllosen Sehenswürdigkeiten ist das märchenhafte Obere Mittelrheintal ein Touristenmagnet. Doch auch wer es ruhiger mag, sollte diesem wunderschönen Rheinabschnitt einmal einen Besuch abstatten. Ob mit dem Schiff, dem Fahrrad oder zu Fuß: Es gibt viele Möglichkeiten für Touren, bei denen die herrliche Landschaft genossen und Historisches entdeckt werden kann. Ein kleiner Tipp: Auf der linken Rheinseite verläuft ein Teil des Rheinradweges. Wer dort mit dem Fahrrad unterwegs ist und auch Sehenswürdigkeiten auf der rechten Rheinseite besichtigen möchte, kann einfach mit der Fähre übersetzen. Die rechte Rheinseite bietet noch keinen durchgehenden Radweg.
Rüdesheim im Rheingau oder von Burgen, einem Bischof und Mäusen
Zum Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ gehört auch das im Rheingau liegende Rüdesheim. Gleich drei ehemalige Adelshöfe gibt es hier in der Oberstraße zu sehen. In einem davon, dem Brömserhof, befindet sich ein sehens- und hörenswertes Museum für mechanische Musikinstrumente. Von der Fußgängerzone Oberstraße schwebt eine Kabinenseilbahn zum Niederwalddenkmal hinauf, das an die Einigung Deutschlands 1871 erinnern soll. Die Fahrt mit der Seilbahn eröffnet einen großartigen Rundumblick auf das historische Rüdesheim, die Weinberge und den glitzernden Rhein. 144 Meter weinselige Lebensfreude, das bietet die Drosselgasse mit ihren romantischen Weingasthäusern und Gartenschänken im Herzen von Rüdesheim. Von Ostern bis Weihnachten wird hier bei freiem Eintritt live Musik gespielt. Etwas abseits der Ortschaft liegt die eindrucksvolle im neoromanischen Stil erbaute Abtei St. Hildegard. Im Klosterladen verkaufen die Benediktinerinnen neben Büchern auch Künstlerisches aus der eigenen Werkstatt und Erzeugnisse des Klostergutes.
Weiter rheinabwärts steht auf einer Insel mitten im Rhein der Mäuseturm. Er gehört zur Burg Ehrenfels am rechten Rheinufer und diente in alten Zeiten als Wachturm und Zollstelle. Die Zollburg selbst ist heute nur noch eine Ruine. Der Legende nach soll Bischof Hatto I. den Turm im Rhein erbauen lassen haben um sich vor der Verwünschung einer Bürgerin zu schützen. Der Bischof ging nämlich so kaltblütig gegen sein hungerndes Volk vor, dass die Frau ihm wünschte, er solle von den Mäusen seiner vollen Kornspeicher gefressen werden. Der vom Wasser umgebene Turm sollte Hatto vor den gefräßigen Mäusen schützen. Es half jedoch nichts und der hartherzige Bischof wurde dennoch von einer Mäuseschar heimgesucht.
Gegenüber dem Rüdesheimer Ortsteil Assmannshausen, welcher für seinen Rheingauer Rotwein bekannt ist, ragt steil über dem Tal Burg Rheinstein aus dem linksrheinischen Binger Wald empor. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Burg wurde im 19. Jahrhundert im rheinromantischen Stil wieder auf- und ausgebaut. Heute befindet sich das aufwändig sanierte und weitgehend original ausgestattete Kulturdenkmal in Privatbesitz, kann aber besichtigt werden. Vom Forsthaus Jägerhaus im Binger Wald aus kann die Burg auch über einen schönen ca. 4-stündigen Rundwanderweg durch das Morgenbachtal erwandert werden. Ebenfalls einen Besuch wert sind die nahe gelegenen ehemaligen Raubritterburgen Reichenstein und Sooneck. Im Museum der Burg Reichenstein können zahlreiche historische Waffen und Rüstungen besichtigt werden.
Ein geschichtsträchtiges Städtchen und eine wunderschöne Burg im Rhein
Bereits 1356 erhielt das linksrheinisch gelegenene Bacharach die Stadtrechte und ist damit eine der ältesten Städte am Rhein. Etwa 1.900 Einwohner zählt das liebliche Städtchen heute. Nicht nur Victor Hugo war fasziniert von dessen mittelalterlichem Flair. Er schrieb: „Diese alte Feenstadt, wo es von Sagen und Legenden nur so wimmelt...“ Auf dem Weg zur über Bacharach thronenden Burg Stahleck liegt die sehr eindrucksvolle Ruine der gotischen Wernerkapelle, ein weithin sichtbares Wahrzeichen von Bacharach. Burg Stahleck ist heute eine Jugendherberge. Die heimliche Hochzeit, die hier 1194 gegen den Willen Kaiser Heinrich VI. zwischen der schönen Agnes von Staufen und dem Welfen Heinrich dem Älteren von Braunschweig stattfand, ging in die Geschichtsbücher ein. Diese Liebesgeschichte fand jedoch ein glückliches Ende, führte sie doch zur Versöhnung zwischen den verfeindeten Staufern und Welfen.
Etwa auf der Höhe von Kaub liegt die märchenhafte Zollburg Pfalzgrafenstein auf der kleinen Felsinsel Falkenau mitten im Rhein. Erreicht werden kann sie mit einem Boot, das regelmäßig vom rechtsrheinischen Kaub ablegt. Ursprünglich nur ein Turm, der von Ludwig dem Bayern 1326/27 errichtet wurde, hat sich Pfalzgrafenstein mit den Jahren zu einer Inselburg gemausert. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde die immer noch sehr gut erhaltene, schöne Burg als Zollstation und danach bis in die 1960er Jahre als Signalstelle für die Schifffahrt genutzt.
Oberwesel und die sieben Jungfrauen
Unweit von Kaub, nur auf der linken Seite des Rheins, befindet sich das malerische Oberwesel. Wer sich für sakrale Bauten interessiert, sollte unbedingt die gotische Liebfrauenkirche besuchen, die bereits im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Der Goldaltar ist einer der ältesten gotischen Schreinaltare Deutschlands. Die Stadtmauer Oberwesels ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen des Landes. Die Mauer ist immer noch an vielen Stellen begehbar, auch die 16 erhaltenen Wehrtürme können teilweise besichtigt werden. Von Oberwesel aus kann über einen etwa 30-minütigen recht steilen Aufstieg Burg Schönburg erreicht werden. Eine Aussichtsplattform auf der obersten Etage der Burg eröffnet einen wunderbaren Weitblick in das Rheintal. Einer Sage nach sollen hier einst sieben wunderschöne Jungfrauen gelebt haben. Viele Ritter kamen zur Burg und warben um die Gunst der Schönen. Doch alle wurden abgewiesen. Als die Jungfrauen endlich zu einer Entscheidung gezwungen werden sollten, machten diese sich heimlich mit einem Boot aus dem Staub. Doch eine Welle erfasste das Boot der eitlen Damen und brachte es zum Kentern. Dort, wo die Jungfrauen versanken, wuchsen sieben Felsen in die Höhe. Noch heute sind die sieben felsigen „Jungfrauen von der Schönburg“ bei Niedrigwasser zu sehen.
Weiter geht es kommende Woche in Teil 2 von der Loreley bis nach Koblenz.
Foto: © mojolo/fotolia.de
Redaktion, 08.06.2017