3 | 4757 Aufrufe
Der Eintritt ins Rentenalter bedeutet für die meisten Menschen einen Grund zur Freude. Eine neue Form der Freiheit entsteht, die mit Kreativität und interessanten Aktivitäten gefüllt werden will. Zeit ist nicht mehr allein das kostbarste Gut des Arbeitnehmers, sondern plötzlich tatsächlich vorhanden. Der Alltag richtet sich weniger nach Vorgaben, Pflichten und festen Zeiten, sondern lässt Raum für eigene Wünsche und Bedürfnisse.So weit die Theorie. In der Praxis gestaltet sich der Wechsel nicht immer ausschließlich harmonisch und unkompliziert. Der Übergang von einem durchstrukturierten Tag mit zahlreichen Verpflichtungen zu einem neuen Lebensabschnitt mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten kann zu Beginn auch bedrohlich und überfordernd wirken. Das muss jedoch nicht so sein. Es ist sehr hilfreich, sich auf die Zeit des Ruhestands vorzubereiten und entsprechend mit der gänzlich neuen Lebenssituation bereits vorab zu befassen. Das aktive Schmieden von Plänen kann dabei ebenso sinnvoll sein, wie die Erweiterung sozialer Kontakte.
Interessen und Kontakte
Wer plötzlich und ohne jede Vorgabe ganze Tage gestalten kann, ist damit möglicherweise zunächst überfordert. Die bisherige Arbeitssituation bestimmte nicht nur die Zeit, sondern gilt für viele Menschen auch als sinnstiftend. Wenn dieser Eckpfeiler entfällt, liegt die Tendenz nahe, sich zu Hause und im Bereich der Familie besonders einzubringen und die bisher gewohnte Haltung des Organisierens in die eigenen vier Wände zu übertragen. Das ist nur allzu verständlich, sorgt aber bei den Angehörigen nicht allein für Freude.Es ist demnach wesentlich, bereits einige Zeit vor dem Beginn des Ruhestands über die Erweiterung der sozialen Kontakte nachzudenken. Frauen tun sich damit deutlich leichter, Männern fällt es hingegen meist schwerer, von sich aus auf neue Menschen zuzugehen. Ein aktives Bemühen um zusätzliche Freunde und Bekannte ist für eine gemeinsame Freizeitgestaltung im Ruhestand wertvoll. Auch ein neues oder wieder aufgenommenes Hobby kann bereichernd sein. Das Schmieden von konkreten Plänen, in denen persönliche Interessen und neue Personen vorkommen, ist ein wichtiger Aspekt der Vorbereitung auf den Ruhestand.
Finanzielle Möglichkeiten
Beim Nachdenken über die persönlichen Bedürfnisse hinsichtlich der Gestaltung des Ruhestands spielen häufig auch finanzielle Überlegungen eine Rolle. Die monatlichen Einnahmen verringern sich, die Freizeitinteressen sind hingegen möglicherweise kostspielig. Diese Fragestellung zählt ebenfalls zu den wichtigen Vorbereitungen beim Übertritt in den Ruhestand. Finanzexperten raten zu einer gezielten Vermögensplanung, bei der die individuellen Wünsche in Bezug auf die kommende Lebensphase berücksichtigt werden. Welche Lebensweise und eventuell auch Wohnform ist angedacht, welche finanziellen Mittel sind dazu erforderlich, und welche Ausgaben werden sich im Ruhestand konkret verändern? Gegebenenfalls kann eine Beratung bei einem Finanzcoach hilfreich sein, um die eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu analysieren.
Tipps für die Planung
Gerade in den ersten Wochen des Ruhestands können verschiedene negative Gefühle aufkommen. Die neue Lebensphase ist noch gänzlich unvertraut, und das gewohnte Erleben im Berufsalltag, von anderen gebraucht zu werden, entfällt von einem Tag auf den anderen. Vielleicht gibt es eine Zeit des Trauerns, denn viele Menschen haben gerne gearbeitet und waren in ihrem Wirken erfolgreich.Beim Reflektieren der beruflichen Jahre gilt es herauszufinden, welche Dinge im Ruhestand einen sinnstiftenden Charakter haben können. Häufig reicht es nicht aus, den Tag mit schönen und interessanten Hobbies zu füllen. Eine hohe Anzahl von Ruheständlern sucht sich aktiv eine zusätzliche Tätigkeit, beispielsweise eine ehrenamtliche Aufgabe oder eine kleine Erwerbsmöglichkeit von einigen Stunden. Entscheidend ist nicht die Art der zeitlichen Gestaltung, sondern ein möglichst langfristiges sowie stabiles positives und angenehmes Selbsterleben.Für die einen kann eine sinnvoll verbrachte Zeit in ausgedehnten Wandertouren mit Freunden bestehen oder in der Ausübung von kreativen und gestalterischen Tätigkeiten. Andere erfreuen sich am Erlernen eines neuen Musikinstrumentes oder besuchen eine Theatergruppe. Erlaubt ist alles, was nachhaltig Freude vermittelt und das Leben lebenswert macht.Es kann motivierend sein, bereits längere Zeit vor dem Übertritt in den Ruhestand eine umfassende Ideensammlung zu erstellen. Was davon später umgesetzt wird, ist zweitrangig. Entscheidend ist der persönliche Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Ressourcen, damit der Ruhestand mit Vorfreude und Neugier erwartet wird.
Foto: © detailblick-foto/fotolia.de
Redaktion, 01.03.2018